Die Ökonomie […] ist zu einem schonenden Umgang mit der gütigen Natur verpflichtet und an die Verantwortung für künftige Generationen gebunden.“

Hans Carl von Carlowitz, im Jahr 1713

Was verstehen wir unter Nachhaltigkeit?

Hans Carl von Carlowitz formulierte vor 300 Jahren als Erster die Idee eines nachhaltigen Umgangs mit der Natur*: „Die Ökonomie […] ist zu einem schonenden Umgang mit der gütigen Natur verpflichtet und an die Verantwortung für künftige Generationen gebunden.“

Die Begründer des Genossenschaftswesens Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch formulierten dazu die soziale Komponente: „Was einer alleine nicht schafft, das vermögen viele.“

Heute wird Nachhaltigkeit allgemein entlang der drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales verstanden.

Diese Webseite will Beispiele nennen, Anregungen geben und ganz konkret aufzeigen, wie Warengenossenschaften sich mit dem Thema Nachhaltigkeit strukturiert auseinandersetzen.

*(Quelle: Carlowitz, Hans Carl von; Sylvicultura Oeconomica, Oder Hauswirthliche Nachricht Naturmäßige Anweisung Zur Wilden Baum-Zucht, Leipzig 1713)

Wie passen Nachhaltigkeit und Genossenschaften zusammen?

Genossenschaften sind grundsätzlich auf lange Sicht ausgelegt. Bruchstellen wie eine Nachfolgeregelung oder Auszahlungsverpflichtungen an Geldgeber gibt es bei uns nicht. Es zählt nicht der schnelle Gewinn, sondern der Aufbau einer Lebensgrundlage und des breiten Wohlstands für die gesamte Region.

Übrigens ist unsere „natürliche“ Nachhaltigkeit ein Grund für viele unserer Mitarbeiter, warum sie für eine Genossenschaft arbeiten. Für unsere Banken ist sie ein Grund, uns mit günstigen Krediten zu versorgen.

Nachhaltigkeit ist bei uns qua Satzung festgelegt:

  • Ökonomisch, durch die Transparenz über Erträge und das Teilen der Überschüsse
  • Sozial, indem wir den Förderauftrag für unsere Mitglieder und die Region festgeschrieben haben
  • Ökologisch, denn die Natur ist unsere Lebensgrundlage – nur wenn sie erhalten bleibt, haben unsere Mitglieder morgen noch eine Basis zum Wirtschaften

Nachhaltigkeit in landwirtschaftlichen Genossenschaften

Roland Petzke, ehem. Geschäftsführer, Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost: „Wenn man mit der Landwirtschaft arbeitet ist der Schritt zum Thema Nachhaltigkeit ziemlich nah. Genossenschaften sind prädestiniert so zu arbeiten. Nur drüber reden bringt uns nicht weiter. Jeder muss seinen Teil beitragen.“

Ganz konkret: Welche Maßnahmen ergreifen landwirtschaftliche Warengenossenschaften um ihre Nachhaltigkeit aktiv zu managen?

Bereits heute agieren Genossenschaften auf vielfältige und beeindruckende Weise nachhaltig. Die einzelnen Maßnahmen sind so unterschiedlich, wie die Genossenschaften und deren Geschäftsbereiche:

  • Investitionen in Energiemanagementsysteme und moderne Fahrzeugflotten
  • Ausbau von Photovoltaik-, Windkraft- und Biogasanlagen
  • Investitionen in Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter, auch zur Sensibilisierung für das Thema Nachhaltigkeit, bis hin zum Sprit-Spar-Fahrertraining
  • Erforschung innovativer Methoden für eine nachhaltigere Landwirtschaft und Förderung des Einsatzes solcher Methoden durch Landwirtinnen und Landwirte – von der CO2 optimierten Tierfütterung bis zum satellitenbildgesteuerten Precision Farming das die Verbrauchsmengen von Pflanzenschutzmittel und Düngemittel drastisch reduziert

Was tun wir konkret als Raiffeisen Genossenschaften?

Dr. Lina Sofie von Fricken, ehem. Strategische Unternehmensentwicklung, GS Die Genossenschaft eG: „Wir dürfen Energieverbrauch nicht mehr nur verstehen als ‚es kommt aus der Steckdose raus‘. Wir haben überall Dashboards laufen und merken sehr schnell, wenn etwas nicht stimmt. Landwirte beraten wir in Richtung ganzheitliche und nachhaltige Konzepte.“

Wie unterstützen der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) und die genossenschaftlichen Regionalverbände ihre Warengenossenschaften beim Nachhaltigkeitsmanagement?

Der Deutsche Raiffeisenverband und die genossenschaftlichen Regionalverbände unterstützen ihre Mitglieder in allen Phasen:

  1. Sensibilisierung für das Thema via Mitgliederinformation und Plattform zum kollegialen Austausch
  2. Quick-Wins – praxisnahe, schnell umzusetzende Maßnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit
  3. Nachhaltigkeitscheck und Beratung – von der Eröffnungsbilanz über das Management bis zur Berichterstattung
  4. Weiterbildung zum zertifizierten Nachhaltigkeitsmanager
  5. Software für das Nachhaltigkeitsmanagement

Unterstützung durch genossenschaftlichen Verbund

Erika Henger, Senior Beraterin, Genossenschaftsverband Bayern: „Unser Nachhaltigkeitscheck ist ein niederschwelliger Einstieg für Unternehmen. Daneben bieten wir ein Webinar an zu den Grundlagen der Nachhaltigkeit und zu verschiedenen Tools. Am Ende sind diese auch die Bausteine für eine Berichterstattung.“